Das Brandenburger Evangelistar
Ein Schlüsselwerk deutscher Buchmalerei
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Das Brandenburger Evangelistar: Die Handschrift
Geschaffen um zu beeindrucken
Die Prämonstratenser des Brandenburger Domstifts haben um 1210 ein Skriptorium in der Stadt Magdeburg mit der Herstellung des Brandenburger Evangelistars beauftragt. Eng mit der niedersächsischen und thüringischen Buchmalerei verbunden und von der damals führenden byzantinischen Kunst inspiriert, entstand ein Schlüsselwerk der deutschen Buchmalerei. Bilder und Initialen bestechen durch ihre Kunstfertigkeit: geschickt gesetzte Lichtpunkte auf den Gewändern unterstreichen die Dynamik der Figuren; die Intensität der Gefühlsdarstellungen schlägt eine Brücke zum Betrachter; großflächige Goldhintergründe verleihen den Szenen eine spektakuläre Atmosphäre.
Initialen – so kunstvoll wie Bilder
Die historisierten Initialen ergänzen den Miniaturenreichtum des Brandenburger Evangelistars mit zusätzlichem Bildschmuck. Neben einer ganzseitigen Initialzierseite schmücken zehn große Initialen den Text. Die Kreativität der Buchmaler zeigt sich auch in der Vielfalt der Initialengestaltung. Neben den bildgleichen Initialen vor Goldgrund gibt es reich gefüllte, goldene ornamentale Zierinitialen auf farbigem Grund. Farbenfrohe Rankeninitialen sind von dem zu Beginn des 13. Jahrhunderts modernen »Channel Style« inspiriert und bringen Abwechslung. Daneben gibt es ganz eigenwillige Initialen, die auf einzigartige Weise Figuren und Buchstabenkörper zu einem Ganzen verschmelzen.
Ungewöhnlich in einem Evangelistar
Das Evangelistar ist ein liturgisches Buch mit Lesungen aus den vier Evangelien, die der Diakon in der Messe vorliest – um so erstaunlicher, dass sich auf fol. 54v–56r des Brandenburger Evangelistars der komplette Wortlaut und die Melodie des Exsultet finden. Der Gesang wird zu Beginn der Osternachtsfeier gesungen und ist in gregorianischen Neumen, die Vorläufer der heutigen Noten, aufgezeichnet. Die Bezeichnung leitet sich vom ersten Wort des Gesangs „Exultet“ (lat. Es jauchze) ab und wird datiert ins 4./5. Jahrhundert. Blaue und rote Initialen schmücken diese besonderen Seiten. Im Kommentarband wird das Exsultet transkribiert, übersetzt und in moderne Notation übertragen.
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Unter der Lupe: Ein Meisterwerk stimmungsvoller Buchmalerei
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Das Brandenburger Evangelistar: Die Edition
Handschrift und Faksimile im Überblick
Jede Seite des Brandenburger Evangelistars ist ein eindrucksvolles Zeugnis für die Bestrebung, die größtenteils heidnische slawische Bevölkerung durch die Pracht der Malerei zu bekehren. Eine Pracht, die heute wie damals in Staunen versetzt und die das originalgetreue Faksimile in ihrer Fülle wiedergibt.
Handschrift: Brandenburg, Domstift, Ms. 1
Entstehungszeit: um 1210
Entstehungsort: Magdeburg
Format: 33,6 x 24,0 cm
Umfang: 218 Seiten (109 Blatt)
Künstler: ein Buchmaler-Meister
Auftraggeber: Brandenburger Domkapitel
Ausstattung: 18 ganzseitige Miniaturen, eine ganzseitige Zierinitiale, zehn große miniaturenartige Zierinitialen, zahlreiche mehrzeilige Goldinitialen auf farbigem Grund und farbige Initialen auf Goldgrund, großflächig aufgetragenes Blattgold, glänzendes Silber, intensiv leuchtende Farben
Einband: edler weißer Ledereinband
Kommentarband zur Edition von Beate Braun-Niehr / Klaus Niehr / Christina Meckelnborg / Rüdiger von Schnurbein / Fabian Kolb
Druckauflage: 680 Exemplare
Die Faksimile-Edition steht unter dem hohen Patronat Seiner Exzellenz, des Domdechanten Bischof i.R. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber.
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Einige Seiten zum Blättern:
Ein Blick in die faksimilierte Handschrift
Der zum Blättern ausgewählte Ausschnitt aus dem Brandenburger Evangelistar umfasst die Seitenfolge fol. 63r–66v.
Auftakt und Schluss macht jeweils eine goldene Spaltleisteninitiale, R und S mit blauer und farbiger Akanthusfüllung, vor purpurnem bzw. violettem Grund. Zwei ganzseitige Miniaturen (fol. 64r und 65v) illustrieren in beeindruckenden Szenen Christi Himmelfahrt und das Wunder von Pfingsten. Einfachere grüne, blaue und rote Initialen mit Andeutungen von Fleuronnée gliedern den Text mit den Lesungen rund um die durch die Miniaturen angezeigten Hochfeste.
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Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile
Größte Sorgfalt bei der Aufnahme
Bei allen Arbeitsschritten bleibt das Original immer im Domstiftsarchiv Brandenburg. Für die Aufnahme des Brandenburger Evangelistars war ein Raum während einer ganzen Woche für den Digitalisierungsspezialisten reserviert. Mit modernster digitaler Kameratechnik nimmt er das Original Seite um Seite auf. Die gewonnenen Bilddaten beinhalten ein Maximum an Farbinformationen, wodurch die bestmögliche Übereinstimmung zwischen Faksimile und Original gewährleistet wird. Eine eigens dafür entwickelte Beleuchtungstechnik bringt Gold und Silber zum Leuchten. Die so gewonnenen Daten erleichtern die Arbeit des Lithographen, der die Gold- und Silberauszüge erstellt.
Originalgetreue Farb- und Goldwiedergabe
Das Brandenburger Evangelistar stellt hohe Anforderungen an die Faksimilierung. Vor Ort vergleicht der Lithograph die Andrucke mit dem Original. Dabei achtet der Spezialist auf die intensiv leuchtenden Farben genauso wie auf die Wiedergabe von Gold und Silber. Erst wenn alle Farben mit dem Original übereinstimmen, wird die Auflage gedruckt. Die Wiedergabe von Gold- und Silberpartien wird erst mit den Spuren der Oxidation und der Patina, die sich im Verlauf der Jahrhunderte gebildet hat, zum Leben erweckt. Um diese Alterungsspuren möglichst authentisch erlebbar zu machen, wird ein besonderes Papier verwendet und jeder Druckbogen von Hand nachbearbeitet.
Brandenburger Evangelistar
Die Faksimilemappe zur Edition
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