Das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici
Feinste Buchmalerei in einem Gewand aus Silber, Samt und Seide
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„Einen Besteller oder eine Bestellerin kennen wir nicht, doch wird der Band … in hohen Kreisen zirkuliert haben. Ausgerechnet Maria von Medici, die Gemahlin des so bewunderten Henri Quatre soll ihn besessen haben. Wenn das stimmt, müssen die Bilder es ausgehalten haben, neben dem Farbfeuer von Peter Paul Rubens zu bestehen, und das werden sie vermocht haben: kaum eine Buchmalerei um 1500 macht so viel Eindruck, kaum eine fasziniert durch den Sinn für das Detail … so überzeugend.“ (Eberhard König, Freie Universität Berlin)
Stundenbuch der Maria von Medici
Das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici: Die Handschrift
Großmeister der Buchkunst
Das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici wurde in den Jahren 1515/20 in Brügge oder Gent von einem Buchmaler geschaffen, der heute den Notnamen „Meister der Davidszenen im Breviarium Grimani“ trägt. Er gehört zu den großen flämischen Meistern und wird in einem Atemzug mit Gerard Horenbout und Simon Bening genannt. Er hat nachweislich an dem wohl berühmtesten flämischen Stundenbuch, dem Breviarium Grimani, mitgearbeitet und verdankt dieser Tatsache seinen Notnamen. Ab den 1490er Jahren führte der Davidmeister eine auf Andachtsbücher spezialisierte Buchmaler-Werkstatt. Er war auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Reife angelangt, als er das Stundenbuch der Maria von Medici ausmalte.
Letzte große Blüte der Buchmalerei
Die prachtvoll ausgestatteten Stundenbücher der Gent-Brügger Schule waren in ganz Europa zu einer Zeit begehrt, als sich das gedruckte Buch bereits auf dem Siegeszug befand und die Handschriftenproduktion in den einstmals führenden Zentren der Buchmalerei allmählich zurückging. Nicht so in den burgundischen Niederlanden! Dort begann eine neue, mithin die letzte große Blüte der Buchmalerei, die über die eigenen Grenzen hinaus große Berühmtheit erlangte. Ein enormer Bedarf an Bildern förderte die Kreativität der Buchmaler, die sich mit ihren immer wieder neuen Schöpfungen gegenseitig zu übertrumpfen versuchten. Kennzeichnend ist der Bordürentypus, der Blumen und Insekten täuschend echt auf die Seitenränder streut.
Flandern – Köln – England
Für wen das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici geschaffen wurde, ist nicht bekannt. Seine Geschichte bleibt für die ersten hundert Jahre ganz im Dunkeln. Dann aber ist das Buch an seine Namensgeberin, Maria von Medici, die Witwe König Heinrichs IV. von Frankreich, gelangt. Diese hatte als treibende Kraft hinter einer Verschwörung 1631 Frankreich verlassen müssen und war nach Brüssel und Amsterdam geflohen, wo die prachtvolle Handschrift in ihren Besitz gelangt ist. Die letzten Lebensjahre bis zu ihrem Tod 1642 verbrachte Maria in Köln. Dort verblieb das Stundenbuch noch bis 1832, bis es der englische Handschriftensammler Francis Douce erwarb, mit dessen Nachlass es 1834 nach Oxford kam.
Stundenbuch der Maria von Medici
Unter der Lupe: Bild-Erzählkunst eines genialen Buchmalers
Stundenbuch der Maria von Medici
Das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici: Die Edition
Handschrift und Faksimile im Überblick
Das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici ist ein Meisterwerk der Gent-Brügger Schule aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts – zeitlos schön und stimmungsvoll! In Handschrift und Faksimile ziehen die gemäldeartigen Miniaturen und goldgetupften Bordüren den Betrachter in ihren Bann und lassen ihn mit großer Liebe zum Detail in die wunderbare Bilderwelt der flämischen Buchmalerei eintauchen.
Handschrift: Oxford, Bodleian Library, MS. Douce 112
Entstehungszeit: ca. 1515/20
Entstehungsort: Brügge oder Gent
Format: ca. 20,4 x 13,7 cm
Umfang: 352 Seiten (176 Blatt)
Künstler: Meister der Davidszenen im Breviarium Grimani
Auftraggeber: unbekannte Auftraggeberin in Brügge oder Gent
Ausstattung: 45 ganzseitige Miniaturen, zahlreiche Initialen und Zeilenfüller auf goldgehöhtem farbigen Grund, Streublumenbordüren, historisierte Bordüren, fein leuchtendes Pinselgold
Einband: Prachteinband aus dunkelrotem Samt mit Silber- und Seidenstickerei
Kommentarband zur Edition von Eberhard König / Peter J. Kidd → Inhalt
Druckauflage: 680 Exemplare
Stundenbuch der Maria von Medici
10 Seiten zum Blättern:
Ein Blick in die faksimilierte Handschrift
Die zum Blättern ausgewählte Seitenfolge aus dem Flämischen Stundenbuch der Maria von Medici beginnt mit fol. 145r. Der Gebetstext dort wird von Maria und Johannes unter dem Berg Golgatha in einer kleinen quadratischen Miniatur illustriert. In der Architekturbordüre lädt eine Sitzbank mit Kissen den Leser und Betrachter zum Verweilen ein.
Die Textseiten (fol. 145v–146v, 147v, 148v und 149v) sind an der Außenseite jeweils mit einer gerahmten Streublumenbordüre geschmückt. Die Hauptbilder der Miniaturenseiten (fol. 147r, 148r, 149r) zeigen den Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen, Johannes den Täufer und den Evangelisten Johannes.
Stundenbuch der Maria von Medici
Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile
Einbandstickereien
Der vor 1600 in den Niederlanden entstandene prächtige Samteinband macht das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici zu einem ganz besonderen Schmuckstück. Korrespondierend zum Bordürenschmuck im Inneren sind hier der Vorder- und der Rückdeckel und der Buchrücken mit Blumenmotiven in erhabener Silberstickerei verziert. In den silbernen Ranken tummeln sich auch allerlei Vögel, die mit feinen farbigen Seidenfäden auf den Samt gestickt sind. Der Faksimile-Einband ist ein originalgetreues Replikat der Vorlage. Mit der Herstellung der aufwendigen Silber- und Seidenstickerei wurde ein darauf spezialisiertes Unternehmen in der traditionsreichen Textilstadt St. Gallen betraut.
Wiedergabe von Pinselgold
Beim Andruckvergleich mit dem Original ist das Augenmerk besonders auf das fein leuchtende Pinselgold gerichtet. In den Photoaufnahmen lässt es sich jedoch nur schwer erfassen, so dass diese Goldpartien vom Lithographen noch sehr aufwendig nachbearbeitet werden müssen. Nur dadurch lassen sich auch die feinsten Stellen im Faksimile originalgetreu wiedergegeben. Kompliziert wird es, wenn das Pinselgold wie in den Streublumenbordüren sowohl liniert als auch punktuell aufgetragen ist. Auch für den Drucker ist es eine besondere Herausforderung, dieses feine Gold in einem eigenen Durchgang exakt dort aufzudrucken, wo es auch in der Originalhandschrift schimmert.
Stundenbuch der Maria von Medici
Die Faksimilemappe zur Edition
Die in Leinen gebundene Mappe enthält drei Original-Faksimileblätter, deren Miniaturen folgende Motive zeigen: den Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies, eine Pietà mit Blumenbordüre und die heilige Margarete, die unversehrt dem Drachen entsteigt.
Eine reich bebilderte Informationsbroschüre führt auf 16 Seiten anschaulich in die Geschichte und Ausstattung der außergewöhnlich schönen Handschrift ein und beleuchtet darüber hinaus die letzte große Blütezeit der abendländischen Buchmalerei, als die Handschriftenproduktion in glanzvoller Weise von der Gent-Brügger Schule dominiert wurde.
Stundenbuch der Maria von Medici