Das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici

Feinste Buchmalerei in einem Gewand aus Silber, Samt und Seide

Das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici aus der Bodleian Library in Oxford weckt die pure Lust am Schauen und Entdecken: kräftig leuchtende Farben, fein schimmerndes Gold, erzählende Bilder und realistische Details in vollendeter Schönheit. Tauchen Sie ein in die Bilderwelt des flämischen Spätmittelalters!

„Einen Besteller oder eine Bestellerin kennen wir nicht, doch wird der Band … in hohen Kreisen zirkuliert haben. Ausgerechnet Maria von Medici, die Gemahlin des so bewunderten Henri Quatre soll ihn besessen haben. Wenn das stimmt, müssen die Bilder es ausgehalten haben, neben dem Farbfeuer von Peter Paul Rubens zu bestehen, und das werden sie vermocht haben: kaum eine Buchmalerei um 1500 macht so viel Eindruck, kaum eine fasziniert durch den Sinn für das Detail … so überzeugend.“ (Eberhard König, Freie Universität Berlin)

Drei originale Faksimileblätter dieser Bilderhandschrift
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Stundenbuch der Maria von Medici

Das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici: Die Handschrift

Flämisches Stundenbuch der Maria von Medici, fol. 68r

Großmeister der Buchkunst

Das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici wurde in den Jahren 1515/20 in Brügge oder Gent von einem Buchmaler geschaffen, der heute den Notnamen „Meister der Davidszenen im Breviarium Grimani“ trägt. Er gehört zu den großen flämischen Meistern und wird in einem Atemzug mit Gerard Horenbout und Simon Bening genannt. Er hat nachweislich an dem wohl berühmtesten flämischen Stundenbuch, dem Breviarium Grimani, mitgearbeitet und verdankt dieser Tatsache seinen Notnamen. Ab den 1490er Jahren führte der Davidmeister eine auf Andachtsbücher spezialisierte Buchmaler-Werkstatt. Er war auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Reife angelangt, als er das Stundenbuch der Maria von Medici ausmalte.

Letzte große Blüte der Buchmalerei

Die prachtvoll ausgestatteten Stundenbücher der Gent-Brügger Schule waren in ganz Europa zu einer Zeit begehrt, als sich das gedruckte Buch bereits auf dem Siegeszug befand und die Handschriftenproduktion in den einstmals führenden Zentren der Buchmalerei allmählich zurückging. Nicht so in den burgundischen Niederlanden! Dort begann eine neue, mithin die letzte große Blüte der Buchmalerei, die über die eigenen Grenzen hinaus große Berühmtheit erlangte. Ein enormer Bedarf an Bildern förderte die Kreativität der Buchmaler, die sich mit ihren immer wieder neuen Schöpfungen gegenseitig zu übertrumpfen versuchten. Kennzeichnend ist der Bordürentypus, der Blumen und Insekten täuschend echt auf die Seitenränder streut.

Flandern – Köln – England

Für wen das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici geschaffen wurde, ist nicht bekannt. Seine Geschichte bleibt für die ersten hundert Jahre ganz im Dunkeln. Dann aber ist das Buch an seine Namensgeberin, Maria von Medici, die Witwe König Heinrichs IV. von Frankreich, gelangt. Diese hatte als treibende Kraft hinter einer Verschwörung 1631 Frankreich verlassen müssen und war nach Brüssel und Amsterdam geflohen, wo die prachtvolle Handschrift in ihren Besitz gelangt ist. Die letzten Lebensjahre bis zu ihrem Tod 1642 verbrachte Maria in Köln. Dort verblieb das Stundenbuch noch bis 1832, bis es der englische Handschriftensammler Francis Douce erwarb, mit dessen Nachlass es 1834 nach Oxford kam.

Flämisches Stundenbuch der Maria von Medici, Darstellung der Auftraggeberin (?) auf fol. 21r

Stundenbuch der Maria von Medici

Unter der Lupe: Bild-Erzählkunst eines genialen Buchmalers

Flämisches Stundenbuch der Maria von Medici, fol. 148r
Im Flämischen Stundenbuch der Maria von Medici spürt der Betrachter in allen Miniaturen die Freude, die es dem Buchmaler bereitet hat, in seinen Bildern Geschichten zu erzählen und Menschen im Raum zu inszenieren. Sein Stil ist besonders durch dynamische Kompositionen und leuchtende Farbzusammenstellungen gekennzeichnet. Um im Stundenbuch nicht nur das vorgegebene Thema der Hauptminiatur zu illustrieren, sondern so viele Geschichten im Bild wie möglich zu erzählen, hat der Davidmeister auf jeder Seite mit raffinierten architektonischen Konstruktionen aus Hauptbild und Bordürenfeld einen einheitlichen Bildraum geschaffen. Dort hat er weitere biblische und legendarische Erzählungen wie Genreszenen gestaltet und in Bezug zur Hauptminiatur gesetzt.
Das lässt sich beispielhaft an der Darstellung auf fol. 148r nachvollziehen. Die Hauptminiatur zeigt Johannes den Täufer mit einem Buch im Arm in der Einöde. Sein Finger deutet auf das Lamm mit Kreuzstab und Fahne neben ihm auf dem Weg, der vom Fluss im Hintergrund herkommt, wo eine Taufszene zu sehen ist. Das Lamm steht hier für Christus, den Johannes im Jordan getauft hat. Im Randstreifen wird Johannes’ Martyrium in drei Stationen geschildert. Unten links wird er aus dem Gefängnisturm geführt. Dann muss er sich betend niederknien, damit der Henker ihm den Kopf abschlagen kann. Hinter diesem wartet bereits Salome mit einer Schüssel, um darin das Haupt des Täufers anschließend über die Treppe nach rechts oben zur Tafel von Herodes und Herodias zu bringen.

Stundenbuch der Maria von Medici

Das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici: Die Edition

Flämisches Stundenbuch der Maria von Medici, Faksimile-Edition, Band stehend und aufgeschlagen

Handschrift und Faksimile im Überblick

Das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici ist ein Meisterwerk der Gent-Brügger Schule aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts – zeitlos schön und stimmungsvoll! In Handschrift und Faksimile ziehen die gemäldeartigen Miniaturen und goldgetupften Bordüren den Betrachter in ihren Bann und lassen ihn mit großer Liebe zum Detail in die wunderbare Bilderwelt der flämischen Buchmalerei eintauchen.

Handschrift: Oxford, Bodleian Library, MS. Douce 112
Entstehungszeit: ca. 1515/20
Entstehungsort: Brügge oder Gent
Format: ca. 20,4 x 13,7 cm
Umfang: 352 Seiten (176 Blatt)
Künstler: Meister der Davidszenen im Breviarium Grimani
Auftraggeber: unbekannte Auftraggeberin in Brügge oder Gent
Ausstattung: 45 ganzseitige Miniaturen, zahlreiche Initialen und Zeilenfüller auf goldgehöhtem farbigen Grund, Streublumenbordüren, historisierte Bordüren, fein leuchtendes Pinselgold
Einband: Prachteinband aus dunkelrotem Samt mit Silber- und Seidenstickerei
Kommentarband zur Edition von Eberhard König / Peter J. Kidd → Inhalt
Druckauflage: 680 Exemplare

Stundenbuch der Maria von Medici

10 Seiten zum Blättern:

Ein Blick in die faksimilierte Handschrift

Die zum Blättern ausgewählte Seitenfolge aus dem Flämischen Stundenbuch der Maria von Medici beginnt mit fol. 145r. Der Gebetstext dort wird von Maria und Johannes unter dem Berg Golgatha in einer kleinen quadratischen Miniatur illustriert. In der Architekturbordüre lädt eine Sitzbank mit Kissen den Leser und Betrachter zum Verweilen ein.
Die Textseiten (fol. 145v–146v, 147v, 148v und 149v) sind an der Außenseite jeweils mit einer gerahmten Streublumenbordüre geschmückt. Die Hauptbilder der Miniaturenseiten (fol. 147r, 148r, 149r) zeigen den Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen, Johannes den Täufer und den Evangelisten Johannes.

Stundenbuch der Maria von Medici

Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile

Flämisches Stundenbuch der Maria von Medici, Einbandstickerei

Einbandstickereien

Der vor 1600 in den Niederlanden entstandene prächtige Samteinband macht das Flämische Stundenbuch der Maria von Medici zu einem ganz besonderen Schmuckstück. Korrespondierend zum Bordürenschmuck im Inneren sind hier der Vorder- und der Rückdeckel und der Buchrücken mit Blumenmotiven in erhabener Silberstickerei verziert. In den silbernen Ranken tummeln sich auch allerlei Vögel, die mit feinen farbigen Seidenfäden auf den Samt gestickt sind. Der Faksimile-Einband ist ein originalgetreues Replikat der Vorlage. Mit der Herstellung der aufwendigen Silber- und Seidenstickerei wurde ein darauf spezialisiertes Unternehmen in der traditionsreichen Textilstadt St. Gallen betraut.

Wiedergabe von Pinselgold

Beim Andruckvergleich mit dem Original ist das Augenmerk besonders auf das fein leuchtende Pinselgold gerichtet. In den Photoaufnahmen lässt es sich jedoch nur schwer erfassen, so dass diese Goldpartien vom Lithographen noch sehr aufwendig nachbearbeitet werden müssen. Nur dadurch lassen sich auch die feinsten Stellen im Faksimile originalgetreu wiedergegeben. Kompliziert wird es, wenn das Pinselgold wie in den Streublumenbordüren sowohl liniert als auch punktuell aufgetragen ist. Auch für den Drucker ist es eine besondere Herausforderung, dieses feine Gold in einem eigenen Durchgang exakt dort aufzudrucken, wo es auch in der Originalhandschrift schimmert.

Flämisches Stundenbuch der Maria von Medici, feine Pinselgoldlinien auf fol. 152r
Flämisches Stundenbuch der Maria von Medici, Pinselgold mit verriebenen Pigmenten auf fol. 63v

Stundenbuch der Maria von Medici

Die Faksimilemappe zur Edition

Flämisches Stundenbuch der Maria von Medici, Faksimilemappe zur Edition
Damit Sie die Qualität der Faksimile-Edition kennenlernen können, hat der Quaternio Verlag Luzern eine Faksimilemappe zum Flämischen Stundenbuch der Maria von Medici aufgelegt.
Die in Leinen gebundene Mappe enthält drei Original-Faksimileblätter, deren Miniaturen folgende Motive zeigen: den Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies, eine Pietà mit Blumenbordüre und die heilige Margarete, die unversehrt dem Drachen entsteigt.
Eine reich bebilderte Informationsbroschüre führt auf 16 Seiten anschaulich in die Geschichte und Ausstattung der außergewöhnlich schönen Handschrift ein und beleuchtet darüber hinaus die letzte große Blütezeit der abendländischen Buchmalerei, als die Handschriftenproduktion in glanzvoller Weise von der Gent-Brügger Schule dominiert wurde.

Stundenbuch der Maria von Medici

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