Die Corpus-Christi-Apokalypse
Die bilderreichste Apokalypse der Gotik
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„Insgesamt 121 großformatige Miniaturen finden sich auf nahezu allen Seiten. Die Leuchtkraft ihrer lebendigen Farben wird durch die glänzend polierten Silber- und Goldpartien noch verstärkt, die mit komplizierten Mustern aus Punkten und fein geschnittenen Linien verziert sind.“ (Nigel Morgan, University of Cambridge)
Corpus-Christi-Apokalypse
Die Corpus-Christi-Apokalypse: Die Handschrift
Leuchtende Apokalypse
Die Corpus-Christi-Apokalypse leuchtet, strahlt und glänzt. Unter den englischen Apokalypse-Handschriften des 14. Jahrhunderts ist sie die am reichsten ausgestattete: Nicht weniger als 121 großformatige Miniaturen, aus denen Gold und Silber funkelt, reihen sich hier auf 72 Blatt in dichter Abfolge aneinander. Der Buchmaler der Corpus-Christi-Apokalypse, dessen Werkstatt in London vermutet wird, hat durch die Auswahl intensiver Farben, vor allem Mennigerot, und durch den Glanz von Gold und Silber in seinen Bildern optische Reize geschaffen, die der Sprachgewalt des von ihm illustrierten Textes, der Offenbarung des Johannes, entsprechen. In attraktivem Kontrast zu den opaken Farben stehen die hellen Rosa-, Violett- und Beigetöne.
Ein Codex mit drei Texten
Die Corpus-Christi-Apokalypse übertrifft mit ihrem Miniaturenreichtum alle anderen Apokalypse-Handschriften der Zeit. Aber auch inhaltlich ist sie einzigartig, denn neben der Offenbarung des Johannes enthält sie eine wunderbar illustrierte Version der Paulus-Visionen und eine anglo-normannische Krönungsordnung, die bei der Krönung Edwards II. 1308 herangezogen wurde. Die Zusammenstellung der drei genannten Texte zu einem einzigen Codex ist singulär. Da die prachtvolle Handschrift in einem Zug hergestellt, d.h. von nur einem Schreiber geschrieben und auch nur einem, höchstenfalls zwei Meistern illuminiert worden ist, kann davon ausgegangen werden, dass die ungewöhnliche Kombination ein Wunsch des Auftraggebers gewesen ist.
Ein höfischer Auftraggeber
Die Corpus-Christi-Apokalypse wurde vermutlich zwischen 1340 und 1350 für John de Cobham, einen hohen Amtsträger des englischen Königs, geschaffen und von einem oder zwei Buchmaler-Meistern in London luxuriös ausgestattet. Ohne Rücksicht auf einige stilistische Beobachtungen käme auch Johns Vater Henry als Auftraggeber des Codex in Betracht. Die Cobhams gehörten zu den führenden Familien im Südosten Englands. Von ihren Vorfahren hatten sie das Recht geerbt, bei Königskrönungen den Baldachin zu tragen. John de Cobham nahm wahrscheinlich 1327 an der Krönung Edwards III. teil, sein Vater wohl auch schon an der Edwards II., 1308. Das erklärte die Abschrift der Krönungsordnung in der kostbaren Apokalypse-Handschrift.
Corpus-Christi-Apokalypse
Unter der Lupe: Figuren mit ausdrucksstarken Gesichtern
Corpus-Christi-Apokalypse
Die Corpus-Christi-Apokalypse: Die Edition
Handschrift und Faksimile im Überblick
Die Corpus-Christi-Apokalypse ist die am reichsten ausgestattete englische Apokalypse-Handschrift des 14. Jahrhunderts. Die Faksimile-Edition begeistert durch höchste Qualität bei der Wiedergabe von Gold, Silber und Farben. Überall funkelt und leuchtet es – ein Fest für die Augen!
Handschrift: Cambridge, Corpus Christi College, MS 20
Entstehungszeit: ca. 1340/50
Entstehungsort: London
Format: ca. 37,0 x 26,0 cm
Umfang: 144 Seiten (72 Blatt)
Künstler: ein oder zwei Meister aus London
Auftraggeber: John de Cobham oder dessen Vater Henry (?), hochrangige Amtsträger im Dienst des englischen Königs
Ausstattung: 121 großformatige Miniaturen, 59 Goldinitialen, 280 blaue Initialen auf rotem Fleuronnée, Gold, Silber und Mennigerot, feine Ziselierungen
Einband: weißer Ledereinband
Kommentarband von Nigel J. Morgan / Peter K. Klein / Christopher de Hamel / Daron Burrows → Inhalt
Druckauflage: 680 Exemplare
Corpus-Christi-Apokalypse
10 Seiten zum Blättern:
Ein Blick in die faksimilierte Handschrift
Der hier zum Blättern ausgewählte Ausschnitt aus der Corpus-Christi-Apokalypse zeigt die Seitenfolge fol. 39r–43v. Zu sehen sind hier die Illustrationen zu den sieben Schalen-Engeln, die die Schalen des Zorns entleeren (Apk 16,1–21), und zur Hure Babylon (Apk 17,1–5). Die Farben, die für die Figuren und Ornamentgründe verwendet worden sind, wirken harmonisch aufeinander abgestimmt: vom Zinnoberrot bis zum Hellgrau.
Die gerahmten Streifenbilder sind als Miniaturen in den Text eingestellt und reichen stets über beide Spalten. Von ihren Ecken gehen wie bei den Initialen kleine Blattwerkzweige aus.
Corpus-Christi-Apokalypse
Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile
Lebendiges Gold
Seit Jahrhunderten hat sich der Glanz von Gold und Silber in der Corpus-Christi-Apokalypse bewahrt. Die meisten der Goldflächen sind mit Ziselierungen und Punzierungen verziert. Für deren Wiedergabe müssen eigene Prägeformen hergestellt werden. Bei der Prägung selbst muss dann mit großem Fingerspitzengefühl gearbeitet werden, damit die feinen Linien und Muster nicht auf die Blattrückseite durchdrücken.
Bei der Wiedergabe der Alterungsspuren besteht die hohe Kunst darin, dass die Patinierung so abgestimmt sein muss, dass nach mehreren Durchgängen durch die Druckmaschine eine lebendige Wirkung der Goldflächen erzielt wird. Viel Aufwand für Lithograph und Drucker!
Know-how, Erfahrung und Sorgfalt
Unterschiedlich glänzendes Gold und Silber, feinste Ziselierungen, leuchtendes Mennigerot. Keine Maschine kann das geschulte Auge und die Erfahrung des Lithographen beim Vergleich von Andruck und Original ersetzen, wenn es darum geht, kleinste Abweichungen der Farben und Metalltöne aufzuspüren und überdies den stimmigen Gesamteindruck zu prüfen.
Ähnliches gilt für die hochspezialisierte Arbeit des Buchbinders. Er falzt die Druckbögen und heftet die Lagen zum Buchblock. Dann wird von Hand das Kapitalband am Kopf des Buches umstochen – bei der Corpus-Christi-Apokalypse durch den Buchrücken. Schließlich wird der Buchblock in die Einbanddecke gehängt.
Corpus-Christi-Apokalypse
Die Faksimilemappe zur Edition
Die Faksimilemappe enthält einen vierseitigen Original-Faksimilebogen mit fünf Miniaturen. Die Innenseite zeigt links, wie der siebenköpfige Drache das Kind der Frau verschlingen will (fol. 27v). Rechts ist der Kampf des Erzengels Michael gegen den Drachen zu sehen (fol. 28r). Auf der Außenseiten finden sich zwei weitere Szenen aus Apk 12,1–18.
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