Das Passauer Evangelistar

Romanische Buchkunst in Gold und Silber

Im Passauer Evangelistar entfalten sich die Kraft und die Ausdrucksstärke romanischer Kunst in monumentalen Miniaturen. Magisch ziehen sie den Betrachter in ihren Bann. Überall strahlt das großflächig aufgetragene Gold, glänzt das Silber und leuchten die Farben. Phantasievoll gestaltet ist der Initialenschmuck auf beinahe jedem Blatt. Goldene Lettern mit Ranken, Blüten, Tieren und Figuren leiten die Abschnitte der heiligen Texte ein, die an verschiedenen Tagen zur Lesung im Gottesdienst vorgesehen waren.

Lassen Sie sich vom Zauber dieser wunderbaren Buchmalerei gefangen nehmen! Die Handschrift ist fast das einzige Zeugnis, das aus romanischer Zeit von der reichen Buchmalerei-Tradition in Passau erhalten geblieben ist. Mit der Faksimile-Edition können Sie diesen Bilderschatz nun für sich entdecken.

Ein vierseitiges original Faksimiledoppelblatt dieser
Bilderhandschrift erhalten Sie in unserem Online-Shop:


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Passauer Evangelistar

Das Passauer Evangelistar: Die Handschrift

Passauer Evangelistar, fol. 6v

Von Meisterhänden geschaffen

Das Passauer Evangelistar ist das kongeniale Werk zweier Buchmaler, die lagenweise die Miniaturen und den Initialschmuck geschaffen haben. Nach den Sujets ihrer Hauptminiaturen werden sie als „Petrus-Meister“ und „Ecclesia-Meister“ benannt. Bei näherem Hinsehen lassen sie sich in Stil und Detail deutlich unterschieden, insbesondere bei der Ausführung der Gesichter und Gewandfalten und bei der Gestaltung der Initialen mit goldenen Buchstabenkörpern auf blauem und grünem Grund. Außergewöhnlich ist, dass hier Doppelinitialen geschaffen werden, indem neben dem stets wiederkehrenden „I“ der Einleitungsformel „In illo tempore“ auch der erste Buchstabe der eigentlichen Perikope als Initiale ausgeschmückt wird.

Funkelndes Gotteswort

Ein Evangelistar enthält die für den Gottesdienst benötigten Lesungen (Perikopen) aus den vier Evangelien, die entsprechend dem Kirchenjahr kalendarisch angeordnet sind. Bis ins späte Mittelalter gehörte es daher zu den wichtigsten liturgischen Büchern und durfte in keiner Kirche, in keinem Kloster oder Stift fehlen. Das Passauer Evangelistar ist ausschließlich den christlichen Hochfesten gewidmet. Als Festtagsevangelistar wurde es zur Verherrlichung von Gottes Wort besonders reich und kostbar ausgestattet. Golden und silbern funkeln die Miniaturen und Initialen zum Schmuck der Evangelienlesungen und dokumentieren auf diese Art und Weise den Zusammenhang von christlichem Kultus und hoher Buchkunst in romanischer Zeit.

Ein einzigartiges Zeugnis

In der wirtschaftlich bedeutenden Bischofsstadt Passau entstanden im 12. Jahrhundert kostbare Handschriften, die von Königen, Fürsten und geistlichen Institutionen hochgeschätzt wurden. Ein Zentrum der Handschriftenherstellung war das Augustinerchorherrenstift St. Nikola, um 1067 gegründet. Diese reiche Überlieferung ist im Laufe der Jahrhunderte jedoch infolge von Katastrophen, wie Bränden und Flüchtungen, fast vollständig ausgelöscht worden. Umso unschätzbarer in seinem Wert ist das Passauer Evangelistar, das etwa um 1170/80 in St. Nikola geschaffen wurde, da es heute beinahe das einzige erhaltene Zeugnis der künstlerisch hochstehenden und eigenständigen Passauer Buchmalerei aus der Zeit der Romanik ist.

Augustinerchorherrenstift St. Nikola in Passau, in dessen Skriptorium das Passauer Evangelistar geschaffen wurde

Passauer Evangelistar

Unter der Lupe: Byzantinische Einflüsse in ausdrucksstarken Miniaturen

Passauer Evangelistar, fol. 37v
Das Passauer Evangelistar ist von Stilelementen der byzantinischen Malerei beeinflusst, die über Salzburg in den süddeutschen Raum vermittelt worden sind. Das gilt insbesondere für die großflächigen Goldgründe, die Gestaltung der Gesichter und Gewänder und den Farbton zur Wiedergabe der menschlichen Haut (Inkarnat). So entsprechen etwa die langen gebogenen Nasen mit den überhängenden Spitzen und der strenge Ausdruck generell byzantinischen Typen und zeigen große Ähnlichkeit mit der Darstellung byzantinischer Heiliger. In jeweils individueller Ausprägung lässt sich bei beiden Passauer Buchmalern beobachten, dass sie die Gesichter ihrer Figuren mit Weißhöhungen, olivgrünen Schattenpartien unter den Augen und roten Wangenflecken kräftig modelliert haben.
Das orientalisierende Blattdekor zwischen den beiden glänzenden Silberrahmen auf fol. 37v verweist ebenfalls auf Byzanz. Die Miniatur zeigt die Geburt Mariens in einer Darstellung von außergewöhnlicher Qualität und besonderer Schönheit. Intensiv leuchten hier Gold und Blau. Die heilige Anna liegt gedankenversunken auf ihrem Lager, während zwei Dienerinnen sich um das neugeborene Kind kümmern. Charakteristisch für die romanische Buchmalerei ist die plastische Durchbildung von Körper und Gewand. Die kostbar verzierten Stoffe sind so um die Figuren gelegt, dass ihre Körperformen hervortreten. Als Schöpfer der Miniatur verrät sich der Ecclesia-Meister vor allem durch die fein gezeichneten Gesichter mit ihren leicht nach außen gebogenen Nasenrücken.

Passauer Evangelistar

Das Passauer Evangelistar: Die Edition

Passauer Evangelistar, Faksimile-Edition, Band stehend und aufgeschlagen

Handschrift und Faksimile im Überblick

Im Passauer Evangelistar erstrahlen Gold und Silber im Glanz des Lichtes. Intensiv leuchten die Farben in ausdrucksstarken Bildern. Die Handschrift ist ein Meisterwerk romanischer Buchkunst, das erstmalig in einer Faksimile-Edition zugänglich gemacht wird, so dass der Betrachter die besondere Pracht dieser Buchmalerei unmittelbar erleben kann.

Handschrift: München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 16002
Entstehungszeit: ca. 1170/80
Entstehungsort: Passau (Augustinerchorherrenstift St. Nikola)
Format: ca. 32,5 x 22,5 cm
Umfang: 88 Seiten (44 Blatt)
Künstler: zwei Buchmaler-Meister aus Passau (Petrus-Meister, Ecclesia-Meister)
Auftraggeber: unbekannt
Ausstattung: 8 ganzseitige Miniaturen, 49 Zierinitialen, großenteils historisiert, gefüllt mit farbigen Ranken, silbernen Tieren, Blüten und Figuren, großflächig aufgetragenes Gold, Silber in verschiedenen Nuancen
Einband: Stoff-Einband aus prachtvoll gemusterter Halbseide nach dem Vorbild eines liturgischen Gewandes aus dem 12. Jahrhundert
Kommentarband zur Edition von Martina Pippal → Inhalt
Druckauflage: 680 Exemplare

Passauer Evangelistar

Ein paar Seiten zum Blättern:

Ein Blick in die faksimilierte Handschrift

Der hier wiedergegebene Ausschnitt aus dem Passauer Evangelistar zeigt fol. 9r–12v. Die Seitenfolge enthält drei Perikopen zu den kirchlichen Festen im Januar (Epiphanias), Februar (Mariä Lichtmess) und März (Mariä Verkündigung). Die Textanfänge sind aufwendig mit goldenen Zierintialen gestaltet. Zwischen ihren Ranken tummeln sich Vögel und andere Tiere. In der P-Initiale auf fol. 11r findet sich zudem ein Rankenkletterer. Die Perikope zu Mariä Verkündigung beginnt auf fol. 12r mit einer Doppelinitiale aus „I“ und „M“. Die Miniatur auf fol. 10v zeigt die Darbringung Jesu im Tempel und illustriert die nachfolgende Perikope zu Mariä Lichtmess.

Passauer Evangelistar

Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile

Lebendiges Gold und Silber

Die originalgetreue Wiedergabe von Gold und Silber verlangt von den Spezialisten, die an der Faksimilierung des Passauer Evangelistars beteiligt sind, höchste Sorgfalt und Perfektion. Nach der Photoaufnahme des Originals ist der Lithograph dementsprechend bei der Erstellung eigener Gold- und Silberauszüge und beim Andruckvergleich vor Ort gefordert. Gold und Silber werden in eigenen Druckdurchgängen später auf das handbearbeitete Spezialpapier aufgebracht, das dem Pergament aus dem Mittelalter sehr nahe kommt. Beim Blättern im Faksimile erweckt das Licht alles Glänzende zum Leben und macht die mehr als 800-jährige Buchmalerei authentisch erfahrbar.

Passauer Evangelistar, Detailkontrolle der Druckbogen mit der Lupe
Passauer Evangelistar, Andruckvergleich mit dem Original in der Bayerischen Staatsbibliothek München
Passauer Evangelistar, prachtvoll gemustertes Gewebe aus Halbseide für den Faksimile-Einband

Faksimile im Prachtgewand

Der heutige Einband des Passauer Evangelistars stammt aus späterer Zeit und entspricht nicht dem romanischen Charakter der Handschrift. Für das Faksimile kam seine Reproduktion nicht in Frage. Im 12. Jahrhundert wurden oftmals kostbare Stoffe für Einbände verwendet. Gemeinsam mit Schweizer Spezialisten für historische Textilkunst hat der Quaternio Verlag Luzern daher für den Einband einen Stoff ausgewählt, der etwa um dieselbe Zeit wie das Passauer Evangelistar im Herzogtum Bayern hergestellt wurde. Dieser prachtvoll mit Löwen- und Pfauenpaaren gemusterte Stoff aus matt schimmernder Halbseide ist für das Faksimile originalgetreu nachgewebt worden.

Passauer Evangelistar

Die Faksimilemappe zur Edition

Passauer Evangelistar, Faksimilemappe zur Edition
Begleitend zur Edition des Passauer Evangelistars hat der Quaternio Verlag Luzern für Sie eine Faksimilemappe aufgelegt. Sie beinhaltet ein vierseitiges Original-Faksimiledoppelblatt (fol. 10r–11v), das mit Jesu Darbringung im Tempel eine der wunderbaren ganzseitigen Miniaturen (fol. 10v) und auf der Seite gegenüber die goldene Zierinitiale zu Mariä Lichtmess auf blauem Grund (fol. 11r) zeigt. Ausführliche Bildlegenden beschreiben diese Buchmalerei. Das pergamentartige Spezialpapier vermittelt den Eindruck größter Authentizität mit dem Original. Eine reich illustrierte Broschüre führt Sie auf 16 Seiten in die Kunst und Geschichte des Passauer Evangelistars ein und erläutert Ihnen an zahllosen Beispielen die faszinierende Bilderwelt dieser romanischen Prachthandschrift.

Passauer Evangelistar

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