Der Breslauer Psalter
Glanzlicht europäischer Buchkunst
Handschrift | Lupe | Edition | Blättern | Herstellung | Faksimilemappe | Shop-Link | Prospektanforderung
Breslauer Psalter
Der Breslauer Psalter: Die Handschrift
Ein europäisches Kunstwerk
Der Breslauer Psalter steht exemplarisch für die Mobilität der mittelalterlichen Künstler und den kulturellen Austausch zwischen Ost und West, Nord und Süd. Deutsche Schreiber haben den Text geschrieben. Ein aus Padua stammender Buchmaler, der Meister des Giovanni da Gaibana, hat als Hauptmeister dem goldglänzenden Psalter sein unverkennbar italo-byzantinisches Gepräge verliehen. Nach seinen Vorgaben arbeitete ein ganzes Team von einheimischen und fremden Buchmalern. In ihrer Bildwelt verbinden sich östlich inspirierte Kuppeldächer und Goldhintergründe mit dem abendländischen Formenrepertoire. Französisches Fleuronnée ist hierbei ebenso zu finden wie insulares Flecht- und Blattwerk.
Ein Bild für jeden Psalm
Im Breslauer Psalter sind jeder der 150 Psalmen und die Lobgesänge aus dem Alten Testament mit einem Bild geschmückt. Insgesamt zieren 168 Randbilder auf Goldgrund die Textseiten, manchmal bis zu drei auf einer Seite. Die Bilder sind ganz auf König David ausgerichtet und vom Inhalt des jeweiligen Psalms inspiriert. Es muss ein hochgebildeter Theologe, vielleicht der Breslauer Hofkaplan, gewesen sein, der dieses Bildprogramm zusammengestellt hat, für das es sonst keine Vorlage gibt. Psalm für Psalm hat er sich offenkundig überlegt, welcher Vers am geeignetsten war, um die Botschaft des Psalms zu illustrieren. Seine dementsprechenden Anweisungen an die Buchmaler setzten diese dann mit der größten Kunstfertigkeit um.
Herzogliches Schaustück
Der Breslauer Psalter ist so reich mit Bildern und Gold ausgestattet, dass er im Mittelalter den Gästen der schlesischen Herzöge am Breslauer Hof bei passenden Gelegenheiten als Schaustück präsentiert worden ist. Seine überaus kostbare Ausstattung, die Betonung böhmischer Heiliger im Kalender und die weiblichen Gebetsformeln lassen Anna von Böhmen (1204–1265) als Auftraggeberin vermuten. Sie war die Witwe Herzog Heinrichs II. von Schlesien. Ihr Sohn Heinrich III. regierte zusammen mit seinem jüngeren Bruder Władisław das Herzogtum Schlesien-Breslau. Władisław war 1265 zum Studium nach Padua gegangen. Nach seiner Wahl zum Erzbischof von Salzburg nahm er von dort den Gaibana-Meister mit in seine Heimat.
Breslauer Psalter
Unter der Lupe: Lebensnaher Ausdruck von Gefühlen und Emotionen
Breslauer Psalter
Der Breslauer Psalter: Die Edition
Handschrift und Faksimile im Überblick
Der Breslauer Psalter fasziniert den Betrachter im Original wie im Faksimile als ein Meisterwerk europäischer Buchkunst durch seine prachtvolle Ausstattung. Er ist eines der reichsten Psalterien der Buchmalerei. Strahlendes Gold und kostbare Farben auf jeder Seite!
Handschrift: Cambridge, Fitzwilliam Museum, MS 36-1950
Entstehungszeit: ca. 1265
Entstehungsort: Breslau
Format: ca. 32,6 x 22,7 cm
Umfang: 294 Seiten (147 Blatt)
Künstler: Meister des Giovanni da Gaibana und verschiedene Buchmaler aus Schlesien, Böhmen, Bologna, Venedig und Mitteldeutschland
Auftraggeber: höchstwahrscheinlich Anna von Böhmen, Schwiegertochter der heiligen Hedwig und Mutter Herzog Heinrichs III. von Schlesien-Breslau
Ausstattung: 28 ganzseitige Miniaturen, 10 Initialzierseiten, 168 Randminiaturen, goldene Initialen auf mehrfarbigem Grund, goldener und farbiger Zeilenschmuck, Ornamente und figürliche Szenen auf den Blatträndern, 36 Kalendermedaillons
Einband: schlicht-eleganter heller Ledereinband
Kommentarband zur Faksimile-Edition von Nigel J. Morgan / Stella Panayotova / Paola Ricciardi → Inhalt
Druckauflage: 680 Exemplare
Breslauer Psalter
10 Seiten zum Blättern:
Ein Blick in die faksimilierte Handschrift
Die hier wiedergegebene Seitenfolge aus dem Breslauer Psalter umfasst fol. 100v–105r und zeigt beispielhaft den Ausstattungsreichtum der Handschrift. Sie beginnt mit einer ganzseitigen Miniatur zum Ostermorgen mit den drei Frauen am leeren Grab Jesu. Die prächtige C-Initiale mit der singenden Schola auf fol. 101r illustriert das Thema von Psalm 97 „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Die anschließenden drei Psalmen sind mit Randminiaturen geschmückt. Auf fol. 103v ist Christus in der Vorhölle dargestellt. Gegenüber findet sich wiederum eine prächtige Zierinitiale. Der phantasievolle Randschmuck auf fol. 104v und 105r regt gleichermaßen zum Staunen und Schmunzeln an.
Breslauer Psalter
Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile
Geheimnisvolle Kreise
Im Breslauer Psalter findet sich wiederholt ein ungewöhnliches Schmuckelement. In einigen Miniaturen und großen Zierinitialen haben die Buchmaler den Goldhintergrund mit feinen Kreisen und Halbkreisen verziert, deren Fläche wie ein weiteres Mal poliert wirkt. Die Kreise sind perfekt; manchmal sind sogar noch die Einstiche des Zirkels zu sehen. Mit welcher Technik die Buchmaler die Goldflächen nachbearbeitet haben, konnte bislang nicht restlos geklärt werden. Daher waren hier die Spezialisten der Faksimilierung gefordert, in zahllosen Tests und Versuchen ein Verfahren zu entwickeln, mit dem diese Kreisflächen im Faksimile ebenso effektvoll wie im Original wiedergegeben werden können.
Goldeffekte
Im Breslauer Psalter stehen auf nahezu jeder Seite entweder eine Miniatur auf Goldgrund oder eine Vielzahl goldener Initialen. Vor allem bei den 168 Randbildern kommen dazu noch feinste Gold-auf-Gold-Malereien sowie Punkt-Punzierungen auf dem Gold. Bei der Faksimile-Herstellung bedeutet dies einen zeitlichen Mehraufwand, allein was die Erstellung der Goldauszüge durch den Lithographen und den Andruckvergleich mit dem Original betrifft. In eigenen Druckdurchgängen werden das Gold und seine effektvollen Verzierungen auf das pergamentartige Spezialpapier aufgebracht und später beim Blättern im Faksimile durch den Lichteinfall zum Leben erweckt.
Breslauer Psalter
Die Faksimilemappe zur Edition
Eine reich illustrierte Informationsbroschüre führt auf 16 Seiten in die Geschichte der um 1265 in Breslau entstandenen Handschrift ein, welche Buchmalerei-Einflüsse aus ganz Europa in sich aufgenommen hat.
Breslauer Psalter