Der Pariser Alexanderroman

Eine Reise in ferne Welten in Bildern der Gotik

Der Pariser Alexanderroman – Ein Bilderbuch voll dramatischer und wundersamer Illustrationen, die ihren Betrachter heute ebenso wie schon vor 600 Jahren in den Bann ziehen.

Begleiten Sie Alexander den Großen auf seinen Eroberungszügen und Entdeckungsreisen bis ans Ende der Welt in den schönsten Bildern! Erleben Sie die spannendsten Abenteuer und begegnen Sie dabei Zyklopen, sprechenden Schlangen, Drachen, Riesenkrebsen, Vampiren und anderen Fabelwesen! Folgen Sie dem populären antiken Helden ein andermal hoch hinaus in die Lüfte oder in die Tiefen des Meeres! Lassen Sie sich verzaubern von den legendären Geschichten und der Bilderpracht in einer der schönsten Handschriften des mittelalterlichen Alexanderromans!

Drei originale Faksimileblätter dieser Bilderhandschrift
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Pariser Alexanderroman

Der Pariser Alexanderroman: Die Handschrift

Pariser Alexanderroman, fol. 50v

Weltliteratur des Mittelalters

500 Jahre nach dem Tod Alexanders des Großen, der das Perserreich erobert und die Grenzen Makedoniens so weit hinausgeschoben hatte, dass daraus das größte Reich der Antike geworden war, entstand aus allerlei Wunder- und Schauergeschichten der griechische Alexanderroman. Dieser war im Mittelalter sehr populär und ist in zahlreichen Übersetzungen und Nachdichtungen überliefert. Tatsächlich gilt die abenteuerliche Lebensbeschreibung des antiken Helden als das vor Gutenberg am meisten gelesene und bearbeitete Buch der profanen Weltliteratur, verbreiteter noch als der Artusroman und die Trojasage. Der Pariser Alexanderroman gehört zu den schönsten mittelalterlichen Bilderhandschriften des Epos.

Ritterliches Vorbild

Im Mittelalter verknüpften die Literatur und zahllose Werke der bildenden Kunst Alexander den Großen aufs Engste mit der höfischen Kultur. Er verkörperte alle ritterlichen Tugenden. Wer ihm nacheiferte, genoss höchstes Prestige. Die abenteuerliche Erzählung über sein Leben befriedigte darüber hinaus aber auch das Bedürfnis nach spannender Unterhaltung. Der Alexanderroman wurde deshalb gern bei der Prinzenerziehung als vorbildliches Beispiel eingesetzt. Möglicherweise hatte auch der Pariser Alexanderroman einen jugendlichen Empfänger. Darauf könnten die Vielzahl der Miniaturen, das handliche Format und das hervorgehobene Lehrer-Schüler-Verhältnis von Aristoteles und Alexander hindeuten.

Im Besitz Heinrichs VIII.

Beim Pariser Alexanderroman bleibt vorläufig ungeklärt, wer der Auftraggeber gewesen ist. Die ältesten Hinweise auf einen Besitzer finden sich auf dem Vorsatzblatt (fol. ir). Deutlich sichtbar ist hier das handschriftliche Monogramm „HR“ angebracht, das für „Henricus Rex“ steht und sich eindeutig auf König Heinrich VIII. von England beziehen lässt. Möglicherweise hatte der Pariser Alexanderroman schon zur Bibliothek seines Vaters in Richmond Palace gehört. 1542 befand sich die Handschrift nachweislich im Bestand der Upper Library in Westminster. 1757 stiftete König Georg II. dann alle Bände der Alten Königlichen Bibliothek, einschließlich des Alexanderromans, dem neugegründeten British Museum, aus dem die British Library hervorging.

Pariser Alexanderroman, Monogramm König Heinrichs VIII. von England auf dem Vorsatzblatt

Pariser Alexanderroman

Unter der Lupe: Miniaturen voller Phantasie und Originalität

Pariser Alexanderroman, fol. 77v
Landschaften, Innenräume, Stadtansichten, Ritter im Kampf und höfisches Leben, Tiere und Fabelwesen. Die durchgehende Illustrierung der vielen Episoden aus dem Alexanderroman bot dem heute behelfsmäßig nach seinem Werk als „Alexandermeister“ benannten Buchmaler die hervorragende Gelegenheit, sein schöpferisches Talent in wunderbar farbenfrohen Miniaturen auszuleben. Die erstaunlich naturalistische Wiedergabe der Pferde und die detailreiche Ausarbeitung der kostbaren Gewänder und Rüstungen offenbaren dabei sein ganzes Können. Großen Wert legte er augenscheinlich auf die individuelle und feine Gestaltung der Gesichter und auf eine beredte Körpersprache. Offensichtlich hatte er ein ausgeprägtes Gespür für dramatische Darstellungen und eine reiche Imaginationsgabe.
Das zeigt sich zum Beispiel an der Miniatur auf fol. 77v: Die Reise Alexanders des Großen unter die Meeresoberfläche. Nachdem er in seinem Bemühen, die ganze Welt zu erobern, schon durch die Lüfte gereist war (fol. 76v), beschließt Alexander, nun auch die Tiefen des Meeres zu erkunden und zu erfahren, welche Dinge es dort zu sehen gibt. In einem gläsernen Fass mit Lampen darin fährt er hinab. Er hat eine Katze und einen Hahn bei sich. Der Hahn erinnert ihn an die Uhrzeit. Die Katze hält indes mit ihrem Atem die Luft im Fass rein. Durch die gläsernen Fasswände beobachtet Alexander das Treiben der Fische, während sich eine Frau mit Krone, die untreue Geliebte Alexanders, oberhalb der Wasseroberfläche anschickt, das Tau mit einem Messer durchzutrennen, durch das das Fass mit dem Schiff des Königs verbunden ist.

Pariser Alexanderroman

Der Pariser Alexanderroman: Die Edition

Pariser Alexanderroman, Faksimile-Edition, Band stehend und aufgeschlagen

Handschrift und Faksimile im Überblick

Der goldglänzende Pariser Alexanderroman aus dem 15. Jahrhundert gehört zweifellos zu den am reichsten und schönsten ausgestatteten Handschriften der im Mittelalter weitverbreiteten Lebensbeschreibung Alexanders des Großen. Die originalgetreue Faksimile-Edition macht diesen Bilderschatz gotischer Buchmalerei nun für jeden Interessierten authentisch erlebbar.

Handschrift: London, The British Library, Royal MS 20 B XX
Entstehungszeit: ca. 1420/25
Entstehungsort: Paris
Format: ca. 28,4 x 19,5 cm
Umfang: 194 Seiten (97 Blatt)
Künstler: Alexandermeister
Auftraggeber: unbekannt
Ausstattung: 86 Miniaturen, über 100 mehrzeilige Initialen, Dornblattranken, Bordüren, Blatt- und Pinselgold
Einband: hellbrauner Ledereinband mit goldgeprägten Rahmenlinien und dem Wappen König Georgs II. von England
Kommentarband zur Edition von Maud Pérez-Simon / Joanna Fronska / Siegbert Himmelsbach → Inhalt
Druckauflage: 680 Exemplare

Pariser Alexanderroman

10 Seiten zum Blättern:

Ein Blick in die faksimilierte Handschrift

Der Ausschnitt aus dem Pariser Alexanderroman zeigt fol. 78v–83r. Fast alle Seiten sind mit goldgerahmten Miniaturen geschmückt, unter denen der Text mit einer mehrzeiligen Initiale beginnt. Von dieser geht das Dornblattdekor aus, das die Miniaturen großzügig umgibt.
Dargestellt sind verschiedene Fabelwesen und Wundervölker, denen Alexanders Heer auf dem Weg nach Osten begegnet: Schlangenmonster, Kynokephalen, Zyklopen, Blemmyer und Pferdelöwen. Es folgen Szenen mit der Bestattung von Alexanders Pferd Bukephalos, der Errichtung einer Stadt, Elefanten als Gastgeschenk und prophetischen Vögeln im Palast des Xerxes.

Pariser Alexanderroman

Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile

Pariser Alexanderroman, Vergleich von Andruck und Original

Sorgfalt bei Druck und Vergleich

Nach der Aufnahme des Originals vor Ort und der Aufbereitung der gewonnenen Bilddaten werden alle Seiten angedruckt und mit dem Pariser Alexanderroman in der British Library verglichen. Der Lithograph achtet dabei vor allem auf die Übereinstimmung der Farbtöne und die originalgetreue Wiedergabe von Gold und Silber. Für deren Auftrag werden spezielle Druckverfahren eingesetzt. Wird dann nach weiteren Vergleichs- und Korrekturdurchgängen die Druckfreigabe erteilt, garantieren ständige Kontrollen an der Druckmaschine den qualitativ gleichmäßigen Auflagendruck. Die Patinierung der Gold- und Silberpartien verleiht schließlich dem Faksimile die Lebendigkeit des Originals.

Buchbindearbeiten

Traditionell arbeitet der Faksimile-Buchbinder von Hand. Er falzt die Druckbogen, trägt sie zu Lagen zusammen und heftet diese an der Heftlade zum Buchblock. Eine ruhige Hand ist gefragt, wenn es darum geht, das Kapitalband mit verschiedenfarbigen Fäden zu umstechen.
Für die Einbanddecke werden passende Rindlederfelle ausgewählt, die dem Original möglichst nahe kommen. Der Buchbinder verklebt die hölzernen Buchdeckel mit der von Hand zugeschnittenen Lederdecke. Falze und Bünde bringt er mit dem Falzbein in Form. Komplettiert wird die lederne Einbanddecke durch die Goldprägung von Vorderdeckel, Rückdeckel, Buchrücken und Kanten.

Pariser Alexanderroman, Heften der Lagen zum Buchblock an der Heftlade
Pariser Alexanderroman, Bearbeitung der ledernen Einbanddecke mit dem Falzbein

Pariser Alexanderroman

Die Faksimilemappe zur Edition

Pariser Alexanderroman, Faksimilemappe zur Edition
Die Faksimilemappe zum Pariser Alexanderroman vermittelt Ihnen einen hervorragenden Eindruck von der Qualität der Faksimile-Edition. Die Mappe enthält drei Original-Faksimileblätter im Format 28,4 x 19,5 cm. Die Miniaturen zeigen die Begegnung Alexanders des Großen mit den Amazonen (fol. 47v), Alexander und Kandake, die Urenkelin von Königin Semiramis (fol. 71v), und den triumphalen Einzug des Alexanderheeres in Babylon (fol. 84r). In den Bildlegenden wird der ganze Reichtum dieser Malerei erklärt. Das beiliegende Textheft führt auf 16 Seiten in die wundersame Lebensgeschichte Alexanders des Großen und deren mittelalterliche Rezeption ein und erläutert die Geschichte, Ausstattung und Faksimilierung der prachtvollen Handschrift.

Pariser Alexanderroman

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