Der Peterborough-Psalter

Prachtvolle Miniaturen und goldene Schrift der Gotik

Wer den Peterborough-Psalter aufschlägt und darin blättert, schwelgt in Gold und Farben. Welche Pracht! Goldstrahlende Hintergründe mit feinen Ziselierungen, Fleur-de-lys und Maßwerk in Gelbgold, Initialenschmuck, Zeilenfüller und szenisch gestaltete Bordüren, kostbare Farben und leuchtendes Silber, Figuren voller Eleganz und Ausdrucksstärke, das Alte und das Neue Testament in gotischen Bildern.
Auf allen Miniaturenseiten fallen das prächtige burgundische Wappen und die gleichermaßen dekorative französische Königslilie ins Auge. Die Textseiten beeindrucken mit durchgehend zweifarbiger Schrift in Gold und Azurblau.

Lassen Sie sich von diesem Meisterwerk der Buchmalerei begeistern und entdecken Sie die wunderbare Vielfalt der feinen Details!

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Peterborough-Psalter

Der Peterborough-Psalter: Die Handschrift

Peterborough-Psalter, fol. 33r

Kreative Buchkünstler

Der Peterborough-Psalter wurde von zwei Hauptkünstlern geschaffen. Der erste Meister aus London oder Norwich war tonangebend, indem er ein einheitliches Gestaltungskonzept entwickelte. Dem zweiten Meister kam vor allem eine wichtige Rolle bei der Umsetzung zu. Der Peterborough-Psalter ist der einzige Psalter überhaupt, der die Bilder aus dem Neuen und dem Alten Testament in einer typologischen Anordnung zusammenführt und sie nicht in getrennten Bilderzyklen aufeinanderfolgen lässt. Jeder Szene aus dem Neuen Testament sind dabei zwei, drei oder vier Szenen aus dem Alten Testament zugeordnet. Auffällig sind die eher weltlichen Darstellungen in der Randgestaltung und als Zeilen- und Spaltenfüller.

Stifter und Empfänger

Der um 1300 geschriebene und illuminierte Prachtpsalter entstand für die Benediktinerabtei Peterborough in der englischen Diözese Lincoln. Vielleicht ist die Handschrift von einem adligen Stifterpaar in Auftrag gegeben worden. Mögliche Wappen der Stifter sind heute übermalt. Erster Empfänger der Handschrift war mit Sicherheit Geoffrey of Crowland, Abt von Peterborough von 1299 bis 1321. Er dürfte der Abt in der reich verzierten Initiale auf fol. 65r sein, der in Begleitung eines Benediktinermönchs vor einem Altar betet, auf dem ein Kruzifix zu sehen ist. Trotz des geistlichen Empfängers ist der Buchschmuck auch weltlich ausgerichtet: Szenen aus einem höfischen Liebes- und Ritterroman sind eingestreut.

Im Besitz der Mächtigen

Lückenlos lässt sich der Peterborough-Psalter auf seinem Weg durch die Jahrhunderte verfolgen. 1318 übergab Abt Geoffrey das goldglänzende Buch an den päpstlichen Nuntius als Geschenk für Johannes XXII. Der Papst überließ den Psalter dann anlässlich eines Besuchs der Königinwitwe Klementia von Ungarn. Nach deren Tod gelangte der Psalter an König Philipp VI. von Frankreich und später an dessen Enkel Karl V., der die Hintergründe in den Miniaturen mit goldenem Fleur-de-lys-Dekor schmücken ließ. Im Besitz Herzog Philipps des Guten von Burgund wurde dessen Wappen auf allen Miniaturenseiten eingemalt. Gut 350 Jahre später markierte auch Napoleon seine Ansprüche auf die Handschrift, indem er sie neu binden ließ.

Peterborough-Psalter, fol. 65r, Darstellung von Geoffrey of Crowland, Abt von Peterborough, als Empfänger der Handschrift

Peterborough-Psalter

Unter der Lupe: Gotische Buchkunst in unvergleichlichen Bildern

Peterborough-Psalter, fol. 64r
Figuren mit eleganten schlanken Proportionen erzählen die Geschichten des Alten und Neuen Testaments. Mit großer Feinheit sind die Gesichter gestaltet, durch ihre individuelle Mimik strahlen sie Lebendigkeit und physische Präsenz aus. Die Hintergründe aus Gold sind fein ziseliert und wechseln effektvoll mit den ursprünglich einfarbigen Gründen ab, die seit dem dritten Viertel des 14. Jahrhunderts mit der französischen Königslilie geschmückt sind. Die leuchtenden Farben sind aus den kostbarsten Pigmenten hergestellt worden und lassen die Miniaturenseiten wie gotische Kirchenfenster wirken. Mit großem Einfallsreichtum und einer fast überbordenden Vielfalt von Motiven haben die Buchmaler jeden Bildplatz genutzt und so Spalten wie Zeilen kunstvoll ausgefüllt.
Auf fol. 64r hat der Schreiber die letzten fünf Zeilen des 100. Psalms in Goldtinte über die Miniaturen in der linken Kolumne gesetzt. Figürliche Zeilenfüller vervollständigen dabei Zeile 2 und 5. Die Miniatur darunter zeigt die Kreuzabnahme Christi. Joseph von Arimathäa nimmt dessen geschundenen Leib in Empfang. Maria und Johannes trauern. Auf einer Leiter steht ein Mann, der mit einem Nageleisen den linken Arm vom Kreuz löst. Im Mittelalter wurde David als Präfiguration Christi verstanden. Er ist in der Miniatur oben rechts zu sehen, wie er die Schafe rettet. Unten links trägt Samson die Tore von Gaza weg. Beide Szenen verweisen auf die Höllenfahrt Christi. Dem Typus der Auferstehung entspricht die Darstellung unten rechts: Michol verhilft David zur Flucht.

Peterborough-Psalter

Der Peterborough-Psalter: Die Edition

Peterborough-Psalter, Faksimile-Edition, Band stehend und aufgeschlagen

Handschrift und Faksimile im Überblick

Der Peterborough-Psalter bietet dem Betrachter gotische Buchkunst in Perfektion. Funkelndes Gold auf allen Seiten, spürbar erhabene Goldschrift, intensiv leuchtende Farben, strahlende Bilder. Die Faksimile-Edition erreicht eine ganz neue Qualität in der sinnlichen Wahrnehmung. Faszinierend ist der authentische Eindruck im Zusammenspiel von Gold, Farbe und Pergament.

Handschrift: Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique, Ms. 9961-62
Entstehungszeit: um 1300
Entstehungsort: London oder Norwich
Format: ca. 30,0 x 19,5 cm
Umfang: 282 Seiten (141 Blatt)
Künstler: verschiedene Buchmaler aus einer professionellen Werkstatt
Auftraggeber: unbekanntes adliges Stifterpaar
Empfänger: Geoffrey of Crowland, Abt von Peterborough
Ausstattung: 116 Miniaturen, 24 Kalendermedaillons, historisierte Initialen, Bordüren, Heraldik, Zeilenfüller, durchgehend goldene und azurblaue Schrift, fünf Goldarten, Ziselierungen
Einband: roter Ledereinband mit Goldprägung im Empire-Stil
Kommentarband von Lucy Freeman Sandler / Bernard Bousmanne → Inhalt
Druckauflage: 680 Exemplare

Peterborough-Psalter

Ein paar Seiten zum Blättern:

Ein Blick in die faksimilierte Handschrift

Der hier wiedergegebene Ausschnitt aus dem Peterborough-Psalter umfasst fol. 63v–67r. Die Seitenfolge startet mit einer Textseite in blauer Schrift. Auf fol. 64r–64v sind die Miniaturen zur Kreuzabnahme, Höllenfahrt und Auferstehung Christi mit ihren alttestamentlichen Vorbildern zu sehen. Die historisierte Initiale am Beginn von Psalm 101 auf fol. 65r zeigt mutmaßlich den Abt von Peterborough im Gebet. Im Randdekor spielen oben ein Mann und unten ein Engel Trompete. In der Initiale auf fol. 66r singen Mönche neben einem Pult. In der Bordüre am unteren Rand spielt ein Geistlicher auf einer Orgel; ein zweiter bedient den Blasebalg.

Peterborough-Psalter

Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile

Peterborough-Psalter, erhabene Goldschrift
Peterborough-Psalter, Goldhintergrund mit feinster Ziselierung

Kein Blatt ohne Gold

Im Peterborough-Psalter strahlt das Gold in den Miniaturen und im Text unterschiedlich hell. Goldhintergründe sind punziert, glatt poliert oder mit elegant schwungvollen Arabesken ziseliert. Die Goldtinte tritt erhaben hervor. Bei der Faksimilierung der Handschrift müssen daher alle Register der Goldwiedergabe gezogen werden. Der Quaternio Verlag Luzern setzt hier neue Maßstäbe. So ist es nach vielen Versuchen gelungen, die wunderbar funkelnde Goldschrift des Originals auch im Faksimile erhaben wiederzugeben. Zusätzliche Arbeitsschritte erfordert die äußerst aufwendige Wiedergabe der ziselierten Goldhintergründe. Kein Muster gleicht hier dem anderen.

Meisterhafte Einbandkunst

Der Peterborough-Psalter wurde nach der Besetzung der Österreichischen Niederlande durch die französischen Revolutionstruppen 1794 nach Paris verbracht. Dort wurde er auf Wunsch Napoleons neu gebunden und erhielt den heutigen roten Ledereinband im Empire-Stil. Charakteristisch für das klassizistische Dekor ist die goldgeprägte Randbordüre.
Für die Faksimile-Edition wird das sorgfältig für den Einband ausgesuchte Leder getreu dem Original rot eingefärbt. Auf den Buchdeckeln, dem Rücken und den Stehkanten wird die reiche Goldprägung angebracht. Beim Binden erhält der Band getreu der Vorlage noch einen Spiegel und Vorsatz aus grünem Seidenmoiré.

Peterborough-Psalter, Goldprägung der ledernen Einbanddecke

Peterborough-Psalter

Die Faksimilemappe zur Edition

Peterborough-Psalter, Faksimilemappe zur Edition
Damit Sie die Qualität der Faksimile-Edition kennenlernen können, hat der Quaternio Verlag Luzern eine hochwertige Faksimilemappe zum Peterborough-Psalter aufgelegt. Sie enthält einen vergoldeten Original-Faksimilebogen mit acht Miniaturen, erhabener Goldschrift, prächtiger Heraldik und einer goldenen Initiale. Sie werden den Eindruck haben, dass Sie in Optik, Haptik und Klang ein Pergamentdoppelblatt vor sich haben, obwohl es sich um Papier handelt. Bildlegenden erläutern die Buchmalerei. Darüber hinaus führt eine 16-seitige Broschüre anschaulich in die unterschiedlichen Themen der Bildwelt des Peterborough-Psalters, die äußerst spannende Provenienz der Handschrift und die Herausforderungen ihrer Faksimilierung ein.

Peterborough-Psalter

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