Bilderbibel aus Padua

Die Bilderbibel aus Padua

Die spannendste Bibel an der Schwelle von Spätgotik zur Frührenaissance

Die Bilderbibel aus Padua versetzt uns in eine der ältesten Städte Italiens. In dieser berühmten Kulturstadt war gegen Ende des 14. Jahrhunderts ein umtriebiges Skriptorium tätig. Schon damals könnten die Buchmaler und Schreiber durch die Arkadengänge der heutigen Altstadt gehastet sein, um zu ihren Arbeitsplätzen zu gelangen. Die Bilderbibel von Padua entstand in der spannenden Zeit an der Schwelle von der Spätgotik zur Frührenaissance. Die „Maestri della Bibbia istoriata Padovana“, Meister der Bilderbibel von Padua, betrieben ein Atelier, das von einer mächtigen Adelsfamilie geschätzt wurde. War Francesco Novello da Carrara, Herr von Padua, der Auftraggeber der Bibel?

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Die Bilderbibel aus Padua: Die Handschrift

Detailbild

Eine prächtige Bilderbibel

Der Malstil im Bibelcodex aus Padua ähnelt dem von Jacopo da Verona, der die wundervollen Fresken des Oratoriums von Sankt Michael (einer Gebetshalle im gotischen Stil) zum Leben der Jungfrau Maria malte. Einige Kunsthistoriker sehen in Jacopo deshalb den Buchmaler der Bilderbibel. Neben dem Herrn von Padua kämen auch die Kirche und zahlreiche Vertreter der wohlhabenden Bildungsschicht und des Adels als Auftraggeber der Bilderbibel in Betracht. Im Bild zu sehen sind Fresken des Jacopo da Verona von 1397 im Oratorium di San Michele in Padua, welche wohl als Vorbild für die Bilderbibel gedient haben. Vergleichen Sie mit einem Klick auf die Fresken die Miniaturenseite fol. 54r aus der Paduaner Bibel!

Ob Fresko oder Miniatur – Mehr Realismus in der Wiedergabe

Kurz vor 1400 haben Buchmaler in Padua am wahrscheinlichsten für Francesco Novello aus der einflussreichen Herrscherfamilie da Carrara diese monumentale Bilderbibel geschaffen. Ein frischer Wind weht durch die Miniaturen, welche in ihrem Realismus beeinflusst sind durch die Neuerungen der Malerei, die Giotto mit seinen Fresken in Padua nur wenige Jahrzehnte zuvor angestoßen hat. Dante, Petrarca und Boccaccio verfassen ihre unsterblichen Dichtungen – nicht in Latein, sondern in der Volkssprache. Beides kommt in der Bilderbibel aus Padua zusammen: ihre 529 Miniaturen auf 172 Seiten sind Ausdruck eines neuen Bewusstseins für mehr Wirklichkeitssinn.

Buchkunst aus einer der ältesten Städte Italiens

Die bildbeschreibenden Bibelparaphrasen über und unter den Miniaturen sind in einem paduanisch gefärbten Italienisch verfasst. In Text und Bild verschmelzen auf einzigartige Weise die Vergangenheit der biblischen Geschichte mit der Gegenwart des Auftraggebers aus Padua um 1400. Nicht nur die vielgerühmten Fresken des Oratoriums von Sankt Michael lassen sich beim Spaziergang durch Padua entdecken, so in der als Wallfahrtskirche bekannten Basilica di Sant’Antonio. Unser Blick fiele dabei auf Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert von Giotto, Giusto de’ Menabuoi, Altichiero da Zevio, Jacopo Avanzi und Jacopo da Verona, allesamt Teile des Weltkulturerbes.
Gegenwart des Auftraggebers der Bilderbibel aus Padua

Bilderbibel aus Paduar

Unter der Lupe: Bilder wie in einem Film

Illustriert ist auf fol. 16r die Arbeit zweier begabter Handwerker namens Bezalel und Oholiab. Moses beauftragte Bezalel damit, die Gestaltung des Tabernakels – tabernaculum testimonii („Zelt der [göttlichen] Offenbarung“) -, nach Gottes Vorgaben vorzunehmen. Darin wurden die Gebotstafeln als Allerheiligstes aufbewahrt. Moses spricht zu den Israeliten: „Seht, der Herr hat Bezalel … beim Namen gerufen und ihn mit dem Geist Gottes erfüllt, mit Weisheit, Klugheit und Kenntnis für jegliche Arbeit, Pläne zu entwerfen und sie in Gold, Silber und Kupfer auszuführen und durch Schneiden und Fassen von Steinen und durch Schnitzen von Holz allerlei Kunstwerke herzustellen.“ (2. Mose 35,30-33).
Keine Priester oder Propheten sind hier gezeigt, sondern begabte Menschen, die auch andere unterweisen können. Sie sind in vielen verschiedenen Handwerken geschickt in Planung und Ausführung: „Er [Gott] hat die beiden [Bezalel und Oholiab] mit Weisheit erfüllt und sie fähig gemacht, alle Arbeiten eines Kunsthandwerkers, Stickers oder Buntwebers auszuführen. Sie können mit violettem, purpurrotem und karmesinrotem Stoff und mit feinem Leinen umgehen, sie können weben und auch alles selbst entwerfen und ausführen.“ (2. Mose 35,35). Das fertiggestellte Tabernakel, das „Zelt Gottes bei den Menschen“ (Offb 21,3) berührte die Herzen.

Bilderbibel aus Padua

Die Bilderbibel aus Padua: Die Edition

Paduaner Bilderbibel, geschlossen und offen

Handschrift und Faksimile im Überblick

Handschrift: British Library, London, Add. MS 15277
Entstehungszeit: kurz vor 1400
Entstehungsort: Italien, Padua
Format: 32,5 x 23 cm
Umfang: 172 Seiten (86 Blatt)
Künstler: Jacopo da Verona?
Auftraggeber: Francesco Novello da Carrara?
Ausstattung: 529 Bilder zum Alten Testament – ein berauschender Zyklus von Miniaturen, die das Alte Testament illustrieren, von Exodus I:11 bis zum Ende des Buches Josua, mit kurzen Legenden in altitalienischer Sprache. Die Bildbeschreibungen sind kurz gehalten – das narrative Bild spricht für sich! Die Miniaturen schildern prinzipiell das biblische Geschehen, sind jedoch durchsetzt von profanen Inhalten.
Einband: Schwarzer Ledereinband mit eleganter Goldprägung auf den Innenspiegeln, handumstochenes Kapitalband, Faksimile und Kommentarband in handgefertigter Leinenkassette.
Kommentarband zur Edition: Dr. Karl-Georg Pfändtner (Leiter der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg) und Dr. Ulrike Bauer-Eberhardt (ehemals Bayerische Staatsbibliothek München). Dt. Übersetzung des altitalienischen Textes: Dr. Marina Molin Pradel (Bayerische Staatsbibliothek) in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Norbert Kössinger (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg).
Druckauflage: 680 Exemplare

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Einige Seiten zum Blättern:

Ein Blick in die Paduaner Bilderbibel

Der zum Blättern ausgewählte Ausschnitt aus der Paduaner Bilderbibel umfasst die Seitenfolge fols. 12r-16v. Aus der Geschichte des Moses sehen Sie dessen Empfang der Gesetzestafeln, das Motiv des Rückfalls in den Götzendienst, die Revolte gegen die Autorität des Moses und manches mehr.

Die bildbeschreibenden Bibelparaphrasen über und unter den Miniaturen sind in einem paduanisch gefärbten Italienisch anstatt in Latein verfasst. In Text und Bild verschmelzen auf einzigartige Weise die Vergangenheit der biblischen Geschichte mit der Gegenwart des Auftraggebers aus Padua um 1400.

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Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile

Das Alte Testament wird lebendig

Die ägyptischen Plagen, der Auszug der Israeliten aus Ägypten, Mose und die Zehn Gebote, die Anbetung des Goldenen Kalbs, die Trompeten von Jericho – viele bekannte Geschichten aus dem Alten Testament werden lebendig. Fast alle der großformatigen Seiten werden von vier gerahmten Miniaturen ausgefüllt; zusätzlich gibt es fünf ganzseitige Miniaturen. In ihrer szenischen Abfolge lassen sich die detailreich erzählten Geschichten des Alten Testaments sehr gut mitverfolgen.

In Bildern schwelgen

Alle 172 Seiten der Bilderbibel aus Padua werden mit ihren Miniaturen originalgetreu wiedergegeben. Seite um Seite erzählen die Bilder in frisch strahlenden Farben die Geschichten des Alten Testaments. Bahnbrechende Neuerungen, welche die oberitalienischen Künstler, allen voran Giotto, in die Wandmalerei eingeführt haben, machen sich bemerkbar. Architekturelemente, Landschaftsdetails und Personengruppen sind in den Miniaturen oft als Einheiten konzipiert, die in die Tiefe des Bildfeldes führen.

Brilliante Farben und Menninge

Getreu dem Original ist das Faksimile in schwarzes Leder gebunden, der Spiegel von Vorder- und Rückdeckel mit eleganter Goldprägung verziert. Die Rauheit des Papiers und seine leichten Wellen geben das Gefühl, Pergament in den Händen zu halten. Unter den Farben ist Menninge – ein leuchtender Orangeton – der auffallende Farbakzente in der Bilderbibel schafft, eine Herausforderung bei der Faksimilierung (siehe Feuerstelle, fol. 34r). Hier braucht es das ganze Wissen des Lithographen, um in diesen Farbton die Brillanz des Originals hineinzubringen.

Bilderbibel aus Padua, AT wird lebendig
Paduaner Bilderbibel, Detail Menninge

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Das Faksimiledossier zur Edition

Das handgefertigte Faksimiledossier in Leinen im Format 34 × 24 cm beinhaltet einen Original-Faksimilebogen (Folios 8-9) mit 16 Szenen aus dem Alten Testament. Von den biblischen Plagen über das Passahmahl und dem Durchzug durch das Rote Meer – Bild für Bild lassen sich die spannenden Ereignisse rund um den Auszug aus Ägypten nachvollziehen.

Ein 36-seitiges Begleitheft mit einem Beitrag von Dr. Ulrike Bauer-Eberhardt erwartet Sie. Die Faksimilemappe führt ein in die farbige Bilderwelt der Bibel aus dem Blickwinkel der Künstler des Trecento. Testen Sie Ihre Kenntnisse der Bibelgeschichten – jedes Blatt mit seinen zahlreichen Miniaturen wird in Wort und Bild erklärt. Die Bilderbibel aus Padua bietet Bilderspaß pur. Mit ihren Miniaturen öffnet sich eine Bildergalerie, die das Auge staunen lässt.

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