Der Goldene Münchner Psalter
Der reichste Bilderzyklus aus Englands Mittelalter
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„Höchste Sorgfalt und optimale Sachkenntnisse, die in diese Ausgabe investiert worden sind, verheißen ein prachtvolles, dem hochwertigen und einmaligen Original angemessenes Kunstwerk, das die zeitlosen Texte des lateinischen Psalters mit seinen Illuminierungen vielen zugänglich macht.“ (Claudia Fabian, Leiterin der Abteilung Handschriften und Alte Drucke, Bayerische Staatsbibliothek München)
Goldener Münchner Psalter
Der Goldene Münchner Psalter: Die Handschrift
Buchkunst im Umbruch
Am Ausgang der Romanik suchten die Künstler neue Formen des bildnerischen Ausdrucks. In die Buchmalerei kam erkennbar Bewegung. Mit jeder Miniatur wurde Neues ausprobiert. Der Goldene Münchner Psalter ist an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert in genau diesem Übergangsstil geschaffen worden. Eine Abkehr von den romanischen Bildformeln lässt sich dabei zuerst in der figürlichen Darstellung beobachten. Auch wenn die Kenntnis von der exakten Wiedergabe des menschlichen Körpers noch gering war, achteten die Künstler jetzt stärker auf die richtigen Proportionen, eine weniger übertriebene Haltung oder Gebärde, den natürlichen Faltenwurf der Gewänder und sorgfältig modellierte Gesichter.
Dem Auftraggeber auf der Spur
Was den Auftraggeber des Goldenen Münchner Psalters angeht, der um 1200 vermutlich in Oxford hergestellt worden ist, so gibt es im Kalender aufgrund der Nennung bestimmter Heiliger einige Anhaltspunkte, die auf eine Verbindung mit dem zur Abtei Gloucester gehörigen Benediktinerpriorat St. Guthlac in Hereford schließen lassen. St. Guthlac war im späten 11. Jahrhundert auf Initiative der Herren de Lacy gegründet worden. Oberhaupt dieses adligen Hauses war um 1200 Walter II. de Lacy, der als Berater und Helfer in der Gunst der englischen Könige Richard Löwenherz und Johann Ohneland stand. Möglicherweise war der kostbare Psalter ein Geschenk anlässlich seiner Vermählung mit Margaret de Briouze 1200/01.
Ungewöhnliche Bilderzyklen
Im Goldenen Münchner Psalter verteilen sich die ungewöhnlich ausführlichen und immer wieder ineinander verwobenen Bilderzyklen zum Alten und Neuen Testament gleichmäßig auf die mit Initialen geschmückten Textseiten. So schließt sich nach dem Kalender eine erste Sequenz von 27 Miniaturen zur Genesis bis zum Fall Jerichos an. Der erste Zyklus zum Neuen Testament bietet 19 Bilder zum Leben Jesu. Nach Psalm 51 folgt eine zweite neutestamentliche Sequenz. Nach weiteren Psalmen kommen Illustrationen zu verschiedenen Büchern des Alten Testaments und zum Leben Davids. Fünf Miniaturen mit dem Lobpreis Gottes, einem Autorenporträt König Davids und weitere Szenen aus seinem Leben beschließen den letzten Zyklus.
Goldener Münchner Psalter
Unter der Lupe: Die Vielfalt goldener Initialenpracht
Goldener Münchner Psalter
Der Goldene Münchner Psalter: Die Edition
Handschrift und Faksimile im Überblick
Der Goldene Münchner Psalter beeindruckt mit einer opulenten Ausstattung, die auch im Vergleich mit anderen Prachtpsalterien ungewöhnlich ist. Die Faksimile-Edition gibt diesen Reichtum in allen Details wieder. Funkelndes Gold, Silberglanz und leuchtende Farben.
Handschrift: München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 835
Entstehungszeit: ca. 1200/10
Entstehungsort: Oxford (?)
Format: ca. 28,0 x 19,5 cm
Umfang: 338 Seiten (169 Blatt)
Künstler: vermutlich drei Meister einer Oxforder Werkstatt
Auftraggeber: möglicherweise Walter II. de Lacy, ein anglonormanischer Adliger, und / oder seine Frau Margaret de Briouze
Ausstattung: 91 ganzseitige Miniaturen auf leuchtendem Goldgrund mit 236 Szenen, eine ganzseitige und zehn halbseitige Initialen, rund 180 mehrzeilige Initialen, teils historisiert, teils ornamentiert, farbiger und goldener Zeilenschmuck, 24 Kalendermedaillons
Einband: heller Veloursledereinband mit zwei Messingsschließen
Kommentarband zur Edition von Nigel J. Morgan / Carolin Schreiber → Inhalt
Druckauflage: 680 Exemplare
Die Faksimile-Edition ist vergriffen.
Goldener Münchner Psalter
10 Seiten zum Blättern:
Ein Blick in die faksimilierte Handschrift
Der hier zum Blättern ausgewählte Ausschnitt aus dem Goldenen Münchner Psalter umfasst die Seitenfolge fol. 64v–69r.
Diese beginnt mit Psalm 51 und der zwölfzeiligen Prachtinitiale Q, deren Cauda die Gestalt eines Drachen hat, dem ein Mann seinen Speer ins Maul stößt.
Es folgt ein neutestamentlicher Bilderzyklus mit ganzseitigen Miniaturen auf goldenem Grund. Sie illustrieren eine Reihe von Szenen zum öffentlichen Wirken Jesu, darunter eine Anzahl von wundersamen Heilungen und Gleichnissen.
Alle Miniaturen haben breite Schmuckrahmen, die jeweils unterschiedlich gestaltet sind.
Goldener Münchner Psalter
Herausforderungen bei der Herstellung: fac simile
Gold und Silber
Eine Handschrift, die wie der Goldene Münchner Psalter verschwenderisch mit Gold und auch mit Silber auf fast allen Seiten geschmückt ist, stellt besondere Anforderungen an die Wiedergabe. Das Gold und das unterschiedlich erhaltene Silber müssen im Faksimile genauso wirken wie in der Originalhandschrift. Dafür müssen die Gold- und Silberpartien in den Aufnahmedateien gesondert erfasst und vom Lithographen mit großer Sorgfalt und Akribie herausgearbeitet werden. In eigenen Durchgängen durch die Druckmaschine werden dann die verschiedenen Arten von Gold und Silber aufgetragen. Dieselbe Lebendigkeit wie ihm Original erhalten die Metalltöne aber erst durch die Patinierung.
Spezialisten am Werk
Bei jedem Schritt der Faksimilierung ist die Arbeit von Spezialisten gefragt, um im Ergebnis ein ebenbürtiges Abbild des Originals zu erhalten. So übernimmt es der Lithograph, die durch die Aufnahme der Handschrift vor Ort gewonnenen Bilddaten am Computer für den Andruck aufzubereiten. Anschließend wird Seite für Seite mit dem Original verglichen, um auch die kleinsten Farbabweichungen aufzuspüren und zu korrigieren. Die fertigen Druckbogen werden vom Buchbinder zu Lagen gefalzt und zum Buchblock geheftet. Nach dem Einhängen des Buchblocks in die lederne Einbanddecke lässt er an der Klotzpresse die markanten Bünde am Buchrücken durch Abbinden hervortreten.
Goldener Münchner Psalter
Die Faksimilemappe zur Edition
Goldener Münchner Psalter